Berge & Felsen in Südafrikas Cederberg Region

Indra Waldbüßer
Von Indra Waldbüßer
Geschrieben am: 28. November 2021
Reisebericht Südafrika

Südafrika ist ein faszinierend vielseitiges Land, das neben Safari, Kapstadt & Garden Route auch viel für Berg- und Felsliebhaber zu bieten hat. Bergwanderungen in den Drakensbergen oder den Cederbergen sind ebenso möglich wie der Besuch antiker Felsbilder.

Rooibos - Tee aus Südafrika

Von Kapstadt fahre ich in die Cederberge. Mal wieder höre ich die Regentropfen auf die Autokarosserie tropfen. Später geht es hinauf auf den Piekenierskloof Pass. Oben angelangt stoppe ich bei der De Tol Deli Farm. Hier gibt es leckeres Flatbread und eine nette Aussicht. Außerdem gibt es im angeschlossenen Carmién Tea Shop die Möglichkeit einer Rooibos-Teeprobe und im Piekenierskloof Tasting Room die Möglichkeit einer Weinprobe. Ich entscheide mich mitten am Tag für die Teeprobe. Während ich schon gehört hatte, dass Rooibos aus Südafrika kommt, war mir noch nicht ganz klar, dass er insbesondere hier angebaut wird. Rooibos ist ein Gewächs des Fynbos, der hier weit verbreitet ist.

Von Citrusdal in die Cederberge

Kurvenreich geht es nun hinab nach Citrusdal, das Zitrustal macht seinem Namen alle Ehre. Hier werden vermehrt Zitrusfrüchte angebaut und exportiert. Immer wieder sieht man Zitrushaine links und rechts der Straße. Bald habe ich nun mein Ziel erreicht: die Cederberge liegen vor mir. Auf landschaftlich schöner Strecke erreiche ich nun das Algeria Campsite Büro am Eingang zur Cederberg Wilderness Area. Nach meiner Registrierung geht es bergan bis zu meiner Hütte inmitten der bergigen Natur des Algeria Tals. Rustikal, aber charmant mit Kamin und Außengrill liegt die Selbstversorgerhütte neben zwei oder drei weiteren direkt unterhalb des Uitkyk Passes (selten auch als Cederbergpass bezeichnet).

Thema Wandern

Mit dem Mietwagen erklimme ich dann auch gleich noch den inzwischen asphaltierten Pass und fahre über die auf ca. 900 m gelegene Hochebene, zu meiner rechten der höchste Gipfel der Cederberge, der Sneeuberg, ein 2.000er. Versteckt in der wilden Landschaft liegt hier auch das imposante Maltese Cross, eine überdimensionierte, bizarre Felsformation. Wilde Felsformationen gibt es in den Cederbergen en masse, es ist ein Schauspiel für Felsliebhaber. Für die Wanderung zum Maltese Cross benötigt man ein Permit und auch zeitlich ist die Tour heute einfach nicht mehr drin. Vom Meer her nähern sich bereits erste Regenwolken. Aber ich entscheide mich für die kurze Rundwanderung zum Window Rock vorbei an der Felsformation Lost Wife und habe Glück bei noch relativ viel Sonnenschein meine Wanderung durch die bizarre Felsenwelt genießen zu dürfen. Die kleine Wanderung startet kurz vor Sanddrif, Ausgangspunkt für die lange Tageswanderung zum Wolfberg Arch, der zahlreiche Broschüren der Cederberge ziert.

Pisten durch die Cederberge

Auf der Rückfahrt merke ich wie nah ich dem Unwetter schon bin. Nach wenigen Kilometern fahre ich mitten hinein in die Regenwolken und sehe kaum die Straße vor mir. Ich bin froh, dass ich mich im Trockenen befinde. Der Wolkenbruch ist enorm. Zurück in meiner Hütte prasselt es unaufhörlich auf das Wellblechdach, die gesamte Nacht.

Am nächsten Morgen endet der Regenschauer glücklicherweise endlich. Meine nächste Etappe soll mitten durch die Cederberg Wilderness Area hindurchführen und nach all dem Regen ist nicht ganz klar, ob diese Etappe heute überhaupt möglich ist zu fahren. Auf der Hochebene schöpfe ich Hoffnung, das Wetter ist gut und die Straße wasserfrei. Doch hinter Matjesrivier schlägt mein Herz zum ersten Mal höher. Glücklicherweise steht nur flach Wasser auf der Straße und ich entscheide mich zur Durchfahrt. Puh, der Matjesrivier wäre geschafft. Bis zur Cederberg Oasis komme ich gut durch, doch der dann zu kreuzende Brandkraalrivier macht mir Angst. Motorradfahrer zeigen mir den Weg und unterstützen die abenteuerliche Durchfahrt. Allzu tief steht das Wasser zwar nicht, doch die großen Felsbrocken machen die Überquerung mehr als spannend. Erleichtert mache ich mich auf die Weiterfahrt, um nur wenig später festzustellen, dass noch einige Hürden vor mir liegen. Die Piste wurde an vielen Stellen überspült von Sand und Steinen. Jedes Mal ist es eine Herausforderung diese Dünen aus Sand und Stein sicher zu queren. Einer der Motorradfahrer hat dann auch einen Unfall und landet im Graben. Es ist ein Abenteuer, die Cederberg Wilderness Area heißt nicht um sonst so. Es ist ein Natur- und Bergparadies, aber eben u.U. ein gefährliches. Hier befindet man sich weit weg von jeglicher Siedlung oder gar dem nächsten Dorf.

Dankbar bin ich, dass der Grootrivier auf einer Brücke überquert wird. Jenseits von Mount Ceder wird die Fahrt endlich entspannter, die Piste deutlich sicherer zu befahren. Doch die kurze Strecke durch die Cederberg Wilderness Area hat mich enorm viel Zeit gekostet. Auch die weitere Fahrt zieht sich. Ich befinde mich inmitten von unbarmherziger Natur zwischen Cederbergen und der Tankwa Karoo Wüste. Nach weiteren zwei Stunden Fahrt auf Piste erreiche ich meine nächste Unterkunft. Eineinhalb Siedlungen begegnen mir in der Zwischenzeit.

Kagga Kamma Nature Reserve

Ich nähere mich der Tankwa Karoo Wüste, biege aber links auf einem Bergrücken ab. Das Kagga Kamma Nature Reserve liegt in der Gegend der Swartruggens Conservancy und schützt Hochland-Fynbos auf fast 1.400 m Höhe. Steppentiere wie Zebras und Antilopen, darunter Oryx und Buntböcke leben hier. Wer auf Nachtsafari geht, hat vielleicht das Glück ein Erdferkel aufzuspüren. Die Landschaft wird dominiert von riesigen Felsblöcken und bizarr geformten Felsen. Wind und Wetter haben diese über Jahrmillionen durch Erosion geprägt. Doch beim Kagga Kamma handelt es sich nicht ausschließlich um eine Natur- sondern auch um eine Kulturlandschaft. Schon vor Tausenden von Jahren lebten San hier und sie hinterließen Felsmalereien, von denen einige noch immer unentdeckt sind. Nicht alle Felsbilder sind antik, aber allesamt sind sie interessant und erzählen die Geschichte der San.

Mit Ausnahmen der Guides sind viele Angestellte von Kagga Kamma die Nachfahren der San. Sie haben einen anderen Lebensrhythmus als wir Europäer. Sie sind verbunden mit der Natur, können in sie hineinhören wie kein anderer und versprühen eine unglaubliche innere Ruhe. Sie sind sehr um das Wohl ihrer Gäste besorgt. Doch sie tun alles mit Bedacht. Wer keine Geduld mitbringt, erlernt sie hier. Es geht darum sich Zeit zu nehmen und abzuschalten. Vielleicht schafft man es dann auch, in die Natur hineinzuhören. Auf jeden Fall kann man der Natur hier lauschen.

Verschiedenste Arten von Eidechsen huschen über Steine und Felsen, Vögel fliegen umher.
Auf Ausflügen komme ich dann zu einigen wunderbaren Felsmalereien und genieße einmal mehr die Weite der Landschaft. Zum Sonnenuntergang bringt mich ein Guide auf eine Anhöhe mit Blick auf die Tankwa Karoo Wüste. Von meiner Unterkunft aus blicke auf die Bergketten der Cederberge und Koue Bokkeveld. Ich übernachte in einer der strohgedeckten Hütten mit eigener Veranda. Berühmt ist das Kagga Kamm aber für die Höhlenzimmer à la Fred Feuerstein. Sie sind kaum sichtbar in die Felslandschaft eingebettet.

Die Luft im Kagga Kamma ist sehr klar und daher sind die Sternennächte unglaublich – eh sei denn man zieht den Regen an wie ich auf dieser Reise. Ich sitze doch auch tatsächlich hier wieder einen halben Tag im Dauerregen. Nichtsdestotrotz konnte ich während meines Aufenthalts einen Blick auf die Milchstraße erhaschen. Die größte Attraktion des Kagga Kamma in diesem Zusammenhang sind die beiden Open Air Suites. Sie liegen ein ganzes Stück von der Lodge entfernt inmitten der Ruhe der Natur und ermöglichen eine Nacht unter Sternen mit Komfort (sleep out). Am späten Nachmittag machen sich Gäste auf den Weg zu einer der Open Air Suites und genießen dort ein Abendessen an der frischen Luft bei einem romantischen Sonnenuntergang. Wenn die Sonne am Horizont versinkt, können Sie sich im Jacuzzi aufwärmen und die ersten funkelnden Sterne begrüßen. Geschlafen wird in einem extra für Sie hergerichteten Bett mit Matratze unter freiem Himmel. Durch die Abgeschiedenheit gibt es an diesem Fleckchen Erde keine Luftverschmutzung und dadurch können Sie an klaren Nächten unsere Galaxie erkunden.

Bergpässe / Rückfahrt Cederberg Region - Kapstadt

Die Rückfahrt nach Kapstadt ist lang, aber für Bergliebhaber wirklich reizvoll. Es geht mitten durch das Koue Bokkeveld. Prince Alfred Hamlet liegt wie eine Oase vor mir. Als ich die Stadt dann durchfahre links und rechts der Straße Obstanbau. Säfte und Konserven kommen von hier. Auch im nächsten Ort Ceres ist der Boden fruchtbar: Trauben und Äpfel gedeihen hier und es wird Weinanbau betrieben. Von Ceres nehme ich dann den Michell’s Pass nach Tulbagh. Es gibt einige Aussichtspunkte entlang der Strecke, von denen aus man einen schönen Blick in die Schlucht genießt.

Alternativ ist der vielleicht noch schönere Bainskloof Pass eine Reise wert (R301 von Ceres nach Wellington). Die zahlreiche Haltemöglichkeiten benötigen allerdings viel Zeit. Üppig grüne Berglandschaften, Felsformationen und im Frühling die ersten Farbtupfer sind hier zu bewundern. Bergpässe gibt es im südliche Südafrika viele, einer schöner wie der andere, wenn Sie Landschaften und Aussichtspunkte lieben. Und das ist es auch, was mich an Südafrika so begeistert: Es gibt viel mehr zu sehen als man sich vor einer Reise erträumt. Südafrika ist unglaublich vielseitig.

Indra Waldbüßer
Über den Autor
Indra Waldbüßer

Ich liebe es, ferne Länder zu erkunden. In den letzten Jahren reiste ich vermehrt auf den afrikanischen Kontinent und durfte dort vielfach tolle Safaris erleben, traumhafte Landschaften durchfahren und außergewöhnliche Camps und Lodges kennenlernen.