Südliches Namibia – Roter Sand unter blauem Himmel

Ein Freund von mir sagte über seine Reise ins südliche Afrika: „Da unten ist das Gras bunt!“. Und nach meiner Reise nach Namibia kann ich verstehen was er meint: Die Farben der Natur sind von überwältigender Kraft.

Ich starte meine Reise im Februar 2017 in Frankfurt. Mit Air Namibia geht es ganz entspannt per nächtlichem Direktflug nach Windhoek.

Mein erster Stopp ist das Naankuse Wildlife Sanctuary, hier werden verletzte Tiere in Obhut genommen und gepflegt. Die Spanne von Erdmännchen über Geparden bis hin zu Warzenschweinen und Pferden ist sehr breit. Außerdem beheimatet Naankuse viele Affen, die eigentlich gar nicht in Namibia leben. Es passiert nämlich häufig, dass Einheimische sich eingeschmuggelte Affen aus anderen Ländern als Haustiere zulegen. Nach kurzer Zeit sind sie überfordert mit dem Tier und können es nicht mehr zurück geben, da über die namibische Grenze keinerlei Tiere gebracht werden dürfen. In so einem Fall nimmt sich Naankuse den Tieren an.

Beim „Baboon-Walk“ können sich die Affen richtig austoben… Oder kuscheln
Der alten Gepardin fehlen schon alle Zähne
Jeden Abend ziehen gewaltige Gewitter am Horizont auf
Obwohl er jederzeit wegfliegen könnte, gehört dieser Geier zur festen Familie von Naankuse
Die Erdmännchen haben einen sehr penetranten Geruch, den ich nach meiner Reise sehr vermisste.

Als ich in Naankuse war, sind vier der Paviane Waisenbabys und noch zu klein um die Nacht alleine zu verbringen, daher werden sie von Pflegern und Voluntären nachts mit ins Bett genommen.

Affenwaise Christa, das „Problemäffchen“
Die Kinder des Naankuse Kindergartens führen am Valentinstag einen Tanz auf
Farbenfrohe Vögel sind keine Seltenheit in Namibia
Jeden Tag aufs Neue sind die afrikanischen Sonnenuntergänge ein Highlight für mich

Nach meiner Woche in Naankuse geht es weiter in den Süden.

Unser erster Stopp ist die Bagatelle Kalahari Game Ranch nähe Mariental. Nachdem wir begeistert hunderte Fotos von der Landschaft mit dem roten Sand schießen und uns am kostenlosen Kuchenbuffet bedienen, starten wir unseren ersten Game Drive.

Auch in der Bagatelle Kalahari Game Ranch bin ich wieder einmal von den Farben überrascht
Der Pool bietet eine sehr angenehme Abkühlung

Das Gelände wechselt ständig ihre Farben und Beschaffenheit. Grade fährt man noch über hügelige Sanddünen, erstreckt sich im nächsten Moment eine Art flache Salzwüste vor uns. Wir sehen viele Giraffen und unzählige flinke Springböcke.

Wir beobachten bestimmt 200 Springböcke auf unserer Pirschfahrt

Während der Fahrt zieht ein so gewaltiges Gewitter auf, dass jeder bis auf die Unterwäsche durchnässt ist. Bei heftigstem Platzregen, begleitet von einem gigantischen Regenbogen am Horizont, fahren wir zurück zum Camp. Trotz des Regens ist dies ein wunderschönes und unvergessliches Erlebnis. Und die Tatsache, dass unsere super schicken Jeep-Mitfahrer bei Wind und Regen ihre Designerhüte verlieren, amüsiert uns nur noch mehr 😉

Zum Sonnenuntergang genießen wir Gin Tonics auf einer der roten Dünen.

Ein Tipp: Nirgends konnte ich den Sternenhimmel samt Milchstraße so gut sehen wie von hier.

Auch die kleinen Tiere sind nicht zu vernachlässigen

Es geht weiter in den Süden. Wir legen zwar eine lange Strecke zurück, die Fahrt ist aber trotzdem nicht langweilig. Man kann stundenlang aus dem Fenster sehen und die Natur bestaunen.

Zum Glück haben wir eine Kühltasche dabei – so bleibt unser Cider die Fahrt über schön kühl
Auf dem Weg nach Süden stoppen wir im Köcherbaumwald

Der nächste Stopp ist der Fish River Canyon, nahe der südafrikanischen Grenze. Nach unserer Übernachtung im Canyon Roadhouse machten wir uns gegen 5 Uhr auf den Weg zum Canyon um dort den Sonnenaufgang beobachten zu können.

Die „Deko“ vor dem Canyon Roadhouse

Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig. Kurz nach unserer Ankunft, fallen die ersten Sonnenstrahlen auf uns, um uns herum ist alles ruhig und vor uns erstreckt sich der majestätische Fish River Canyon… soweit das Auge reicht. Dieser ist mit etwa 160km Länge nach dem Grand Canyon der zweitgrößte Canyon der Erde. Einziger Unterschied: Wir sind alleine dort! (Was aber vermutlich daran liegt, dass im Februar Nebensaison ist).

Sonnenaufgang am Fish River Canyon
An den tiefsten Stellen geht es hier 550m nach unten
Wir sind die einzigen Besucher am Canyon

Auf unserem Weg nach Lüderitz passieren wir die kleine Siedlung Aus. Da es in der Gegend nicht viele Unterkünfte gibt, übernachten viele Touristen in Aus. Es gibt jedoch nicht viel zu sehen und ich selbst finde den Ort ein wenig unheimlich, denn größtenteils sieht es hier etwas ausgestorben aus.

Kinder spielen am Straßenrand
Ein kleiner Versorgungsladen in Aus

Zwischen Aus und Lüderitz kommen wir an Garub vorbei, wo wilde Wüstenpferde leben. Jeden Tag machen sie sich auf ihren kilometerlangen Weg zu einem Wasserloch nahe der Straße, um dann wieder in die Wüste zurück zu ziehen. Über die Herkunft der Pferde wurde lange gerätselt, da es im südlichen Afrika ursprünglich keine Pferde gab, und so wurden mehrere Theorien aufgestellt, alle im Zusammenhang mit den deutschen Kolonien. Unser Guide erzählt, er hält es für wahrscheinlich, dass die Pferde einem ehemaligen deutschen Schutztruppenoffizier gehörten, der bei seiner Abreise nach dem ersten Weltkrieg die Pferde zurück ließ.

Leider steht den Pferden auf Grund der anhaltenden Dürre das Aussterben bevor, weshalb einen Monat nach meiner Reise eine Umsiedlung der Tiere beschlossen wurde.

Die Wüstenpferde leben seit ca. 100 Jahren in Namibia und haben sich den trockenen Bedingungen angepasst.

Angekommen in Lüderitz geht es erst einmal auf Erkundungstour, denn an historischen Gebäuden mangelt es hier nicht. Während der Kolonialzeit waren viele Schutztruppensoldaten in der Stadt stationiert und der deutsche Einfluss ist noch heute zu sehen. Hier findet man nämlich Schreinereien mit der Aufschrift „Horst Pape – Bau- und Möbeltischlerei“, Kegelbahnen und Straßennamen wie die Nachtigallstraße.

Lüderitz ist eine bunte Stadt an der Atlantikküste
An der Uferpromenade findet man viele kleine Cafés und Restaurants

Im Lüderitz Nest Hotel freuen wir uns auf den Pool, jedoch bleibt letztendlich keine Zeit, denn es ist viel spannender, durch die Stadt zu streifen. Nach unserem Expeditionstag genießen wir das leckere Meeresfrüchte-Buffet im Hotel.

Bunte Häuserfront in Lüderitz
Kirche von Lüderitz. An der Tür hängt ein Zettel, auf dem auf deutsch steht: Gottesdienst um 18:00

Ein absolutes Muss ist meiner Meinung nach die Besichtigung der Geisterstadt Kolmannskuppe in der Namibwüste, ca. 10 km von Lüderitz entfernt, im Norden des früheren Diamanten-Sperrgebietes. Für mich persönlich ist das ein absolutes Highlight, da ich noch nie etwas in dieser Art gesehen habe, und der Ort eine einzigartige gruselige, faszinierende und spannende Atmosphere zugleich besitzt.

Kolmannskuppe – ein verlassener Ort der Kolonialzeit
Dank Chemikalien, die man früher noch in die Wandfarben mischte, sind die Farben und Verzierungen noch gut enthalten

Als Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der Nähe von Lüderitz Diamanten gefunden wurden, was einen wahrlichen Boom auslöste, erfuhr die zunächst als Diamantensuchercamp gedachte Siedlung einen rasanten Aufschwung. Durch die große Zahl der Diamantenfunde stieg der Reichtum der Bewohner rasant an und sie konnten sich jeden erdenklichen Luxus leisten. So hatte die Stadt, die zu ihrer Hochzeit ca. 400 Menschen beheimatete, einen Bäcker, eine Metzgerei, eine Eisfabrik, eine Schule, einen Ballsaal samt Kegelbahn und ein Krankenhaus. In letzterem gab es den seinerzeit modernsten Röntgenapparat der Welt… Dieser war aber weniger aus gesundheitlichen Gründen, sondern mehr für die Überwachung und Durchleuchtung der Diamantensucher gedacht, um so den Schmuggel der wertvollen Edelsteine zu verhindern.

Kolmannskuppe galt einst als die reichste Stadt Afrikas. Doch als nach einigen Jahren die Diamantenfunde in der Gegend weniger wurden, verlagerten sich die Suchgebiete immer weiter in den Süden. Als 1930 der Diamantenabbau im Ort gänzlich eingestellt wurde, verließen die Bewohner nach und nach die Stadt und ließen das meiste ihres Hab und Guts zurück. Viele Häuser wurden gar nicht erst abgeschlossen und so holte sich die Wüste das Gebiet zurück.

Man hat etwa zwei Stunden zeit, die kleine Stadt zu besichtigen, ich wäre aber am liebsten den ganzen Tag geblieben. Es fühlt sich an, wie ein riesiger Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Man klettert in die Häuser hinein und weiß nicht was einen erwartet. Jedes Haus sieht anders aus, und beispielsweise das Krankenhaus hat eine sehr düsterer Atmosphäre.

Man findet farbenfrohe Wände und wunderschöne Verzierungen… manchmal auch Schlangen
Fotobegeisterte würden hier am liebsten ewig bleiben
Manchmal muss man durch Löcher im Dach klettern um ins Hausinnere zu gelangen
Die Fabrikgebäude gegenüber von der Siedlung

Anschließend fahren wir Richtung Sossusvlei im Namib Naukluft Nationalpark.

Wir fahren wieder früh morgens los und stoppen zuerst an der sogenanten Dune 45. Sie ist 45 km von Sesriem entfernt und ca. 170m hoch. Pünktlich zum Sonnenaufgang wollen wir sie erklimmen, was sich anstrengender gestaltet als zunächst gedacht. Mit jedem Schritt nach oben rutscht man einen Kleinen wieder nach unten.

Auf halbem Weg geht die Sonne auf… wir müssen uns beeilen

Nach ca. 30-45 min erreichen wir die Spitze. Es hat sich gelohnt!! Uns offenbart sich ein surrealer Ausblick, getaucht in das rote Morgenlicht. Wir sind begeistert! Alle Leute auf der Düne sind ganz ruhig und beobachten das Spektakel.

Wir haben einen atemberaubenden Ausblick von der Dune 45
Ein bisschen verschwitzt aber sehr glücklich genießen wir die weite Sicht über die Namib-Wüste
Dank dem Wind werden Fußspuren sofort verweht und die Dünen sehen wieder unberührt aus

Wir sitzen bestimmt eine Stunde da, reden, schauen und staunen. Und wir beobachten die Leute die sich auf ihren Weg nach unten machen. Die Gangart sieht ein bisschen aus wie auf dem Mond. Manche hüpfen elegant hinunter, andere sind so mutig und rollen die 170m im Purzelbaum nach unten.

Der Abstieg geht etwas schneller als der Weg nach oben 😉
Die Düne sieht nicht hoch aus von unten

Es geht weiter zur Düne „Big Daddy“. Diese ist mit 350m Höhe die vielleicht höchste Düne der Welt. Auch hier besteht die Option sie zu erklimmen, doch angesichts der Höhe und der Mittagshitze sind wir etwas faul und entschließen uns unten zu bleiben.

Ich fotografiere lieber, als die 350m nach oben zu wandern

Ganz erspart bleibt uns der Aufstieg aber nicht, denn wir wollen das Deadvlei sehen: Eine Tonpfanne, der das Wasser durch eine Düne abgeschnitten wurde, und die somit austrocknete. Diese liegt in einigen Metern Höhe am Fuße des Big Daddy.

In der Mittagshitze wandern wir zur „Toten Senke“. Auch hier bietet sich uns ein einzigartiger Anblick. Ein großes Feld mit vertrockneten Akazienbäumen, umringt von Dünen unter dem blauen Himmel. Hier sollten Sie allerdings aufpassen, was Sie sagen, denn die Tallage und der Boden verstärken den Schall und man hört Leute meterweit reden.

Ein zurecht beliebtes Fotomotiv: Das Deadvlei

Am Abend besuchen wir den Sesriem Canyon. Dieser entstand innerhalb von 2 Mio. Jahren, da sich der Tsauchab-Fluss 80km lang durch das Gestein fraß und den Canyon auswusch.

Bis auf eine andere Reisegruppe sind wir mal wieder allein
Innerhalb des Canyons: Je nach Jahreszeit kann der Wasserpegel bis zu 3 Meter hoch sein

Auf der Weiterfahrt nach Windhoek halten wir in Solitaire, einem kleinen Ort im Nirgendwo, wo man „Namibias besten Apfelstrudel“ bekommt. Der ehemalige Bäcker ist zwar vor einigen Jahren verstorben, seine Nachfolger sind aber auch nicht schlecht, ich finde den Apfelstrudel super. … selbst als echte Bayerin 😉

Die Hauptstraße zwischen Solitaire und Windhoek
Am Horizont ist eine Gruppe von Straußen zu sehen, die bald auf uns zu laufen wird.

In Windhoek angekommen, genießen wir noch einen letzten Sonnenuntergang von Dach des Hilton Hotels aus (wo man übrigens auch für ein paar Euro den Pool nutzen darf), was für Nicht-Gäste erlaubt ist, solange man ein Getränk oder etwas zu Essen bestellt. Ich zahle für mein Savanna 80 Cent. Anschließend lassen wir den Abend in Joe’s Beer House ausklingen, und ich esse ein super leckeres Springbock Filet mit karamellisierten Aprikosen.

Was für ein schöner Abschluss einer wunderschönen Reise.

 

Links:

Reise: Namibias grandioser Süden